Urban Meister über seine Erfahrungen als Trainer für die Akademie in Beirut und Kairo

Urban Meister

Urban Meister, kaufmännischer Geschäftsführer des Gräfe und Unzer Verlags, über seine Erfahrungen als Trainer in Beirut und Kairo im Rahmen des ADB Weiterbildungsprogramms für die arabische Verlagswelt.

 

Herr Meister, Sie waren im Januar 2010 im Rahmen des ‚Training Programme for Publishers from the Arab World’ der Akademie als Trainer für das Thema „Strategieentwicklung und Verlagsorganisation“ in Beirut. Geben Sie uns einen kurzen Einblick in den Teilnehmerkreis. Wer hat an dem Training teilgenommen?

Urban Meister: Am Training haben 30 Personen teilgenommen. Mit einer Ausnahme waren alle Verleger auch Eigentümer. Dies entspricht der Struktur des libanesischen Verlagswesens: Fast alle Verlage sind dort in privater Hand.

 

Wie war der Verlauf des Trainings? Gab es große Unterschiede im Vergleich zu deutschen Teilnehmergruppen? Welche? Sprachbarrieren, interessante Begebenheiten, Überraschungen?

Urban Meister: Sprachbarrieren gab es nicht, der Teilnehmerkreis war sehr qualifiziert. Fast alle sprachen fließend Englisch und Französisch, so dass die Übersetzung ins Arabische praktisch überflüssig war. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass der Libanon stark international orientiert ist. Auffallend am Training waren das enorme Interesse und vor allem die lebendige Diskussion. So erschienen auch am Sonntag – obwohl dort wie hier eigentlich „frei“ – alle Teilnehmer.

 

Wie hoch war der Frauenanteil in Ihrem Training?

Urban Meister: Die Gruppe bestand zu etwa einem Drittel aus Frauen. Beim Training im Kairo war sogar fast die Hälfte der Teilnehmer weiblich. Einen Unterschied zwischen den beiden Ländern konnte man vor allem bei der Kleidung feststellen. In Beirut sind die Frauen eher westlich beeinflusst und gekleidet, während in Kairo eine breite Spanne von rein westlichem Kleidungsstil über traditioneller geprägten, arabischen Stil bis hin zum Kopftuch zu beobachten war.

 

Wie steht es um die Verlagslandschaft im Libanon? Sind die dortigen Strukturen mit hiesigen vergleichbar – beispielsweise bzgl. der Größe der Verlagshäuser, bzgl. des Vertriebssystems etc.? Was sind die größten Probleme der Verlage vor Ort?

Urban Meister: Die Größe der Verlage variiert stark; manche sind sehr klein. Es gibt aber durchaus auch Verlagshäuser, die jährlich weit über hundert Novitäten publizieren. Spannend ist, dass nur 10 % der Produktion im  Inlandsmarkt abgesetzt werden. Die restlichen 90 % werden in das arabischsprachige Ausland verkauft.

Auch wenn er heute noch nicht so weit entwickelt ist: Im arabischsprachigen Buchmarkt besteht ein enormes Potential. 300 Mio. Menschen in der Welt sprechen arabisch. Bezieht man dann noch mit ein, dass die Bevölkerung dort wächst und auch Einkommen und Bildungsniveau steigen, so sind die Voraussetzungen für die libanesische Verlagsbranche sehr gut. Die größte Chance liegt somit in der Intensivierung des Vertriebs innerhalb der arabischen Welt. Im Übrigen sind schon heute der Libanon und Ägypten die arabischen „Export-Meister“ – wobei in Ägypten der Heimatmarkt noch eine etwas größere Rolle spielt als im Libanon.

 

Ihr Fazit?

Urban Meister: Die Erfahrung des Seminars war für mich sehr interessant und inspirierend. Es hat mich vor allem gefreut, dass dort ein solch enormes Interesse an dem bestand, was wir vermittelt haben.

 

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2010-02-02T09:30:55+01:00
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