Christian Kahnt vom Goethe Institut Beirut zum “Training Programme for Publishers from Lebanon 2010”

Christian Kahnt vom Goethe Institut Beirut

Herr Kahnt, Sie waren während des „Training Programme for Publishers from Lebanon 2010“, dem gemeinsamen Weiterbildungsprojekt von Akademie, Goethe Institut und Beirut World Book Capital, anwesend und konnten so einen direkten Eindruck gewinnen. Wie wurde der Input der deutschen Verlagsexperten angenommen? Kann man deutsche Verlagsexpertise auf den Libanon übertragen?

 

 

 

 
Christian Kahnt: Aufbau und Struktur des deutschen Verlagswesens lassen sich sicherlich nicht eins zu eins auf das libanesische übertragen. Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch -notwendigkeiten sind im Libanon in einem weitaus größerem Maße vorhanden. Die angereisten Experten waren meist gut über die arabische und libanesische Verlagswelt informiert und haben entsprechend das Training auf die speziellen Begebenheiten ausgerichtet. So wurde den Teilnehmern nicht nur exemplarisch das deutsche Verlagswesen dargestellt, sondern primär wurden Ideen entwickelt eigenes Potenzial bestmöglich zu nutzen. Daraus folgte, dass die libanesischen Verleger aus den Themen und Inhalten direkte Bezugspunkte und Anwendungsmöglichkeiten für ihre Arbeit herstellen konnten. Diese praxis- und standortorientierte Ausrichtung wurde sehr gut angenommen und durch lebhafte Diskussionen erweitert.

 

Wo sind die größten Differenzen, wo große Gemeinsamkeiten? (Welche Themen wurden kontrovers diskutiert?)

Christian Kahnt: Sowohl in Deutschland als auch im Libanon werden Bücher noch immer hauptsächlich im Buchladen gekauft. Im Gegensatz zu Deutschland wünscht sich ein libanesischer Verleger allerdings nur selten einen Bestseller, da dieser massenhaft kopiert und ohne entsprechenden Rechteerwerb vertrieben werden würde. Die größte Differenz liegt aber sicherlich im Absatzmarkt, der sich für deutsche Verleger hauptsächlich in Deutschland sowie geringfügiger in Österreich und der Schweiz findet.  Ein Großteil der libanesischen Verleger verkauft 80-90% der Bücher außerhalb des Libanon im arabischsprachigen Raum mit über 300 Millionen Menschen. Daraus resultieren ganz andere Notwendigkeiten bei der Ausrichtung und Vernetzung eines Verlages.

 

Wie war Ihr Eindruck insgesamt?

Christian Kahnt: Das Training hat Ansatzpunkte zu kurz- mittel- und langfristiger Optimierung im Verlagswesen geliefert und Diskussionsräume für die Teilnehmer geöffnet. Zudem herrschte eine große Offenheit für neue Ansätze, Ideen und Meinungen. Das Feedback war durchweg positiv und der Wunsch nach weiteren Trainings wurde vielfach geäußert. Es konnten sich sogar Freundschaften und Kooperationsideen unter den Verlegern bilden, so dass mit einer nachhaltigen Entwicklung – über das eigene Verlagshaus hinweg – gerechnet werden kann.

 

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2010-02-04T10:31:12+01:00
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